Am von Sven Zuschlag in Industrie 4.0

Digitalisierung im EU-Vergleich: Digitalisierungsmeister Finnland

Auf dem Bild erkennt man die europäische Flagge: Eine blaue Flagge mit gelben Sternen

Sind wir in Deutschland optimal auf die digitale Zukunft vorbereitet? Noch nicht, wie ein Blick in den Bericht über den Stand der Digitalisierung in Europa 2017 offenbart. Diese Studie vergleicht die einzelnen Länder anhand von fünf Kriterien, die wir Ihnen im Anschluss näher erläutern.

Das Ergebnis: Deutschland hinkt bei der Digitalisierung hinterher und landet abgeschlagen auf dem 11. Platz. Dänemark ist bestens für eine digitalisierte Zukunft gewappnet und führt die Liste an. An zweiter Stelle folgt Finnland, das ebenfalls mit einer gut durchdachten Digitalisierungsstrategie überzeugt. Den Spitzenreiter haben wir Ihnen bereits vorgestellt. Diesmal schauen wir uns Finnland genauer an und vergleichen die Performance des nordeuropäischen Landes mit der deutschen. Die gute Nachricht ist, dass sich aus diesem Vergleich ganz konkrete Hands-on für Deutschland ableiten lassen, mit deren Hilfe sowohl der Staat als auch deutsche Unternehmen die digitale Zukunft erfolgreich meistern können.

1. Konnektivität:

In beiden Ländern ist schnelles Internet fast flächendeckend verfügbar. In Deutschland besteht jedoch eine deutliche Kluft zwischen den Städten und dem ländlichen Raum. Finnland löst dieses Problem durch eine hohe Abdeckung mit ausgezeichnetem Mobilbreitband.

2. Humankapital

Der Anteil hochqualifizierter Fachkräfte liegt in Finnland bei spitzenmäßigen 6,5 Prozent, während Deutschland mit 3,5 Prozent weit dahinter liegt. Mit dem Programm Vision: Finland 2025 setzt die finnische Regierung auf digitale Lernumgebungen und Materialien – schon in der Grundschule. In Deutschland fehlt vielen Schulen eine digitale Infrastruktur. Die Strategie Bildung in der digitalen Welt der Kultusministerkonferenz soll die Situation verbessern, doch bisher liegt die Computernutzung bei jungen Deutschen unter dem EU-Schnitt.

3. Internetnutzung

Die Finnen nutzen das Internet häufiger als die Deutschen: Das gilt sowohl für Nachrichten, Spiele und Videos als auch für soziale Netzwerke und Videoanrufe. Führend sind die Finnen beim Internetbanking: Mit 91 Prozent liegen sie deutlich vor Deutschland mit 59 Prozent. Aber in Deutschland kaufen 82 Prozent online – in Finnland sind es nur 72 Prozent.

4. Integration der Digitaltechnik

In Deutschland nutzen vor allem Kleinstbetriebe und Großunternehmen die Möglichkeiten der Digitalisierung – während viele deutsche Mittelstandsunternehmen keine Digitalisierungsstrategie verfolgen. Die finnische Regierung unterstützt Firmen aktiv, indem sie bürokratische Hindernisse abbaut und den Unternehmen gleichzeitig beim Aufbau von Systemen zur Datensicherheit hilft.

5. Digitale öffentliche Dienste

Hier liegt Deutschland abgeschlagen auf dem 20. Rang. Finnland belegt den zweiten Platz – und die finnische Regierung baut die digitalen Dienstleistungen für seine Bürger noch weiter aus. Ein Informationsmanagement-Gesetz soll zudem eine dienstleistungsübergreifende Nutzung nationaler Datenbanken ermöglichen. In Deutschland verhindert unter anderem das föderale System einheitliche Standards und den länderübergreifenden Datenaustausch.

Weitere Bausteine in Finnlands Digitalkonzept: E-Health, Big Data und Infrastruktur

  • Im Bereich E-Health ist Finnland führend in Europa: Patienten erhalten Rezepte online und bekommen Einblick in Ihre Krankendaten. In virtuellen Gesundheitszentren stellen Universitätskliniken Informationen für die Selbstdiagnose und Behandlung von Krankheiten zur Verfügung.

  • Ein neu geschaffener Datentransfer zwischen Finnland und Estland erleichtert das grenzübergreifende Arbeiten für Firmen und Bürger.

  • Finnland plant ein neues Datenkabel nach Asien, das die Datengeschwindigkeit um etwa 31 Prozent erhöhen wird.

Von Finnland lernen

2016 entstand eine Partnerschaft zwischen der deutschen und der finnischen Handelskammer: Im Programm Industrie 4.0 geben insgesamt 14 finnische Unternehmen ihr Digitalisierungs-Know-How an deutsche Firmen weiter, indem sie zum Beispiel für Einzelgespräche zur Verfügung stehen und an Fachveranstaltungen auf Messen teilnehmen. Das Programm läuft noch bis Ende 2018. Danach ist eine Initiative im Bereich E-Health geplant.

Darüber hinaus bietet die Bundesregierung mit eigenen Projekten wie der Plattform Industrie 4.0 Informationen und Förderprogramme für kleine und mittelständische Unternehmen an, die sich der Herausforderung der Digitalisierung stellen.

Finnland wird weiterhin vor Deutschland bleiben. Zugegeben: Die Herausforderung, vor allem im Bereich der Verwaltung, ist hierzulande ungleich größer als beim nordischen Vorbild mit seinen knapp 5 Mio. Einwohnern. Ungeachtet dessen hat Deutschland vor allem in den Bereichen Humankapital, Netzabdeckung im ländlichen Raum und den digitalen öffentlichen Diensten dringenden Nachholbedarf. Partnerschaften mit Digitalisierungsmeistern, der Ausbau der digitalen Infrastruktur und eine digitale Bildungsinitiative sind deshalb wichtige Maßnahmen, um Deutschland zukunftsfähig zu machen.

Sven Zuschlag

CEO/Vorstand

Sven Zuschlag

Digitaler Vordenker und Vorstand der smapOne AG. Verantwortlich für Unternehmensstrategie, Märkte und Mitarbeiter. Macher und Brückenbauer innerhalb der digitalen Welt. Bis 2014 leitete er den Solution-Partner-Channel bei Microsoft. Als studierter Diplom-Betriebswirt mit über 21 Jahren Berufserfahrung in verschiedenen Unternehmen und Rollen kennt er die Trends und die Anforderungen von Unternehmen an moderne IT genau.

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