Am von Sven Zuschlag in Arbeitsplatz der Zukunft

5 Regeln für eine positive Fehlerkultur am digitalen Arbeitsplatz

Junges Team das die Hände abklatscht, das sie gemeinsam eine Aufgabe geschafft haben. Beide Männer auf dem Bild sitzen vor einem Schreibtisch

Wenn es im Büro hektisch hergeht und der Workload besonders hoch ist, steigt auch die Wahrscheinlichkeit kleiner Fehler im Arbeitsablauf. Ob eine falsch geschriebene Rechnung, ein zu niedrig berechnetes Angebot oder eine verpatzte Präsentation vor dem Kunden - kleine Probleme sind normal, solange sie nicht das operative Tagesgeschäft behindern. Anstatt Zeit mit der Suche nach einem Schuldigen zu verschwenden, sollten Unternehmen besser in die Zukunft blicken. Denn vergangene Fehler führen im besten Fall zu einem positiven Lernprozess und können sogar Innovationen ermöglichen:

„Fehler vermeidet man, indem man Erfahrung sammelt. Erfahrung sammelt man, indem man Fehler macht.“ Laurence Johnston Peter, amerikanischer Managementberater

In diesem Blogartikel beleuchten wir, warum in vielen Unternehmen dennoch Angst vor Fehlern vorherrscht, wie Führungskräfte einen Kulturwandel einleiten und wie eine positive Fehlerkultur zu Innovationen und Pioniergeist führen.

Lähmende Angst im Unternehmen

Oberflächlich betrachtet bringen Fehler ausschließlich Probleme mit sich: Im schlimmsten Fall kosten sie Geld, Arbeitszeit und führen zu unzufriedenen Kunden. Viele Vorgesetzte vermitteln ihren Mitarbeitern ein deutliches Gefühl: Fehler sind zu vermeiden - und zwar um jeden Preis. Dieser restriktive Ansatz führt dazu, dass Angestellte oftmals regelrecht gelähmt vor Angst sind: Sie versuchen, jede mögliche Fehlerquelle auszuschalten. Oftmals mit dem Ergebnis, dass sie den sichersten Weg im Arbeitsablauf gehen und keine Risiken eingehen.

Dieser solide Ansatz führt jedoch dazu, dass Innovationen verhindert werden und das Unternehmen nicht vorankommt.
Wie weit verbreitet dieses Problem ist, zeigt eine Umfrage des Beratungsunternehmens Ernst & Young. Zwar glauben 66 Prozent der 218 befragten Führungskräfte, dass bei ihrem Arbeitgeber eine offene Diskussionskultur zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten herrscht. Die befragten Mitarbeiter waren jedoch weit weniger optimistisch: 42 Prozent attestieren ihrem Arbeitgeber eine offene Diskussionskultur. 18 Prozent der 800 befragten Angestellten gaben sogar an, dass in ihrem Unternehmen Fehler nicht angesprochen würden. Als Grund nannten die meisten Befragten, dass sie Nachteile für ihre Karriere oder sogar den Verlust des Arbeitsplatzes befürchteten.


Diese Zahlen verdeutlichen: Selbst wenn die Vorgesetzten den Eindruck haben, dass sie ihren Mitarbeitern ein positives Gefühl für Fehler vermitteln, kommt dieses bei den Angestellten nicht immer an. Unternehmen sollten daher genau überlegen, wie sie einen glaubwürdigen Kulturwandel umsetzen können.

Den Kulturwandel im Unternehmen herbeiführen

Eine positive Unternehmenskultur zu etablieren, in der Mitarbeiter Fehler offen zugeben können, ist eine langfristige Aufgabe und benötigt viel Zeit und Energie der Führungsebene. Oftmals kommt es jedoch weniger auf umfangreiche Feedbackprozesse an, sondern vielmehr auf eine Grundhaltung, die Mitarbeitern vermittelt wird:

“Fehler können passieren und gehören zu einem normalen Arbeitsablauf dazu. Nur im Team können wir offen darüber sprechen und dafür sorgen, dass Fehlerquellen in der Zukunft vermieden werden.”

Diese Einstellung lässt sich nur bei innovativ-geprägten Start-Ups erkennen, sondern auch bei Konzernen: 2017 hat die Pharmagröße Roche die Veranstalter der “FuckUp Night” auf das Firmengelände eingeladen. Seit 2012 existiert die internationale Veranstaltungsreihe, auf der Unternehmer und Start-Ups von Fehlern und vom Scheitern sprechen. Mit diesem Schritt hat sich Roche auch seinen Mitarbeitern gegenüber geöffnet und den mutigen Schritt gewagt offen über Fehlerkultur zu sprechen.

Diese fünf goldenen Regeln sollten Unternehmer im Umgang mit Ihren Mitarbeitern auf dem Weg zu einer positiven Fehlerkultur beachten:

  1. Fehler eingestehen: Dieser Tipp klingt zwar banal, ist aber eine Grundvoraussetzung für eine positive Fehlerkultur. Nur wenn sich alle - vom Praktikanten bis hin zum Vorgesetzten - eingestehen, dass Fehler zum Arbeitsalltag dazu gehören und in Maßen passieren dürfen, entspannt sich die Arbeitsatmosphäre im Allgemeinen. Vermitteln Sie Ihren Angestellten daher das Gefühl, dass Sie nicht bei dem kleinsten “Fehler” ihre Kompetenz in Frage stellen.
  2. Verbesserung statt Bestrafung: In vielen Unternehmen lautet die erste Reaktion auf einen Fehler: Wer ist der Schuldige? Wer diese Frage stellt, setzt seine Mitarbeiter nicht nur unter Druck, sondern sorgt auch dafür, dass sich das Arbeitsklima unter den Angestellten verschlechtert. Denn jeder Mitarbeiter wird versuchen, seine Haut zu retten und Verantwortung möglichst auf andere zu schieben. Um einen solchen Prozess zu vermeiden, sollte die Frage zunächst lauten: Was können wir in Zukunft besser machen? Wie verhindern wir, dass sich der Fehler wiederholt?
  3. Sachlich statt emotional kommunizieren: Im ersten Stress fallen schnell Worte, die man hinterher bereut. Das gilt auch für den Arbeitsplatz. Wer mit Wutausbrüchen und pauschalisierenden Vorwürfen reagiert, muss sich jedoch nicht wundern, wenn Mitarbeiter in Zukunft nicht mehr den Mut aufbringen, Probleme einzugestehen. Die Lösung ist daher eine sachliche Argumentation, die lösungsorientiert ist und keinesfalls auf Verallgemeinerungen wie “Immer machen Sie…” zurückgreift. Sollten trotz des besten Vorsatzes derartige Sätze fallen, ist hinterher eine Entschuldigung angebracht.
  4. Mit gutem Beispiel vorangehen: Wer seinen Mitarbeitern versichert, dass sie Fehler eingestehen dürfen, gleichzeitig aber “Mr. oder Mrs. Perfect” bleibt und nicht zu eigenen Fehlern steht , erreicht in der Regel nicht viel. Wichtig ist daher, dass sich Vorgesetzte ihre eigenen Worte zu Herzen nehmen und im Zweifelsfall auch vor versammelter Mitarbeiterschaft eingestehen, dass ein Fehler passiert ist. Damit legen sie die Basis für einen respektvollen Umgang und die Wertschätzung seitens der Angestellten und können davon ausgehen, dass diese Worte den Kulturwandel im Unternehmen unterstützen.
  5. Gemeinsam Lösungsansätze erarbeiten: Wenn ein Mitarbeiter ein Problem erkannt und benannt hat, sollten Sie ihm für seinen Mut Rückendeckung geben. Vermitteln Sie ihm das Gefühl, dass Sie die Ehrlichkeit honorieren und ihm deshalb nicht die Kompetenz absprechen. Gleichzeitig ist aber auch wichtig, dass er nicht alleine mit den Folgen des Fehlers zurechtkommen muss. Besser ist es, dass ein Team aus Angestellten daran arbeitet, bessere Lösungen für die Zukunft zu erarbeiten.

Trial and Error: Innovationen dank positiver Unternehmenskultur

Von einer positiven Unternehmenskultur profitieren am Ende alle: Die Mitarbeiter fühlen sich entspannter und sind eher bereit, Wagnisse einzugehen. Und die Führungsetage kann sich darauf verlassen, dass ihre Angestellten eigenverantwortlich arbeiten und nicht nur “Dienst nach Pflicht” erfüllen. Im besten Fall werden die Arbeitsprozesse laufend überholt und Mitarbeiter entwickeln aus ihren eigenen Fehlern innovative Ideen, von denen am Ende alle profitieren. Insofern bedeutet eine positive Fehlerkultur nicht, weniger präzise und fürsorglich zu arbeiten. Es geht im Gegenteil vielmehr darum, aus negativen Erfahrungen etwas Positives für das gesamte Unternehmen zu schaffen und damit im Wettbewerb zu bestehen.

Wie Laurence Johnston Peter mit dem eingangs genannten Zitat verdeutlicht: “Erfahrungen sammelt man, indem man Fehler macht.”

Sven Zuschlag

CEO/Vorstand

Sven Zuschlag

Digitaler Vordenker und Vorstand der smapOne AG. Verantwortlich für Unternehmensstrategie, Märkte und Mitarbeiter. Macher und Brückenbauer innerhalb der digitalen Welt. Bis 2014 leitete er den Solution-Partner-Channel bei Microsoft. Als studierter Diplom-Betriebswirt mit über 21 Jahren Berufserfahrung in verschiedenen Unternehmen und Rollen kennt er die Trends und die Anforderungen von Unternehmen an moderne IT genau.

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